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Die Wurzeln solcher weitverbreiteter „alternativen“ Fremdbestimmung ließen sich bei Bedarf von den verschiedensten Seiten her in ihrer ganzen Plastizität vorstellen und darstellen.
Der Aufbruch zur eigentlichen „Ursprünglichkeit“ beginnt meist mit einem Aufmerken: daß irgendwas nicht stimmt. Doch der Weg von solchem in diffuses Unbehagen getauchten Aufmerken bis zum merklichen Einsetzen der Fähigkeit, die eigenen Motive und Treibfedern gegenüber dem allgemeinen Mief abzugrenzen, ist hart, führt durch dichte Nebelbänke und nimmt kein Ende, da die „Fremdbestimmungsangriffe“, je mehr man sich befreit, immer sublimer werden.
Solchen Weg geht man – so man ihn geht – aus einem inneren Bedürfnis, aus einer inneren Not heraus, und er führt, ganz natürlich und „organisch“, zu einem allmählichen Heranreifen von Redlichkeit, Ursprünglichkeit, Selbstbestimmung, oder wie immer man es nennen mag, im eigentlichen Sinne.
Fromme Postulate führen höchstens zu einem sich „fortschrittlich“ gebärdenden alternativen Spießertum mit seinem unreflektierten Verheddertsein in wohlklingende Bezeichnungen wie „Toleranz“, „Authentizität“ und sonstige Edelmutsurrogate.Viele wissen halt nicht, daß ein Unterschied besteht zwischen Wort und Inhalt, zwischen Wort und „Sache“, und gehen ganz selbstverständlich davon aus, daß sie durch häufigen Gebrauch von Wörtern wie 'Liebe', 'Toleranz', 'Geist' ganz automatisch würdige Vertreter sind von Liebe, Toleranz und Geist; was immer sie auch – so überhaupt – darunter verstehen mögen.
So entsteht ein Alternativspießertum, dessen „Authentizität“ darin besteht, daß krampfhaft äußere Formen geschaffen werden, die sich von den Formen des „Mainstream“ zu unterscheiden haben. Doch im Untergrund bleibt alles „Mainstream“; und nichts verändert sich, solange nicht viele Einzelne, statt sich von solcher ausgehöhlten Frömmelei ablenken zu lassen, sich auf den mühsamen Weg machen zu „Authentizität“ im eigentlichen Sinne.
So isses